AllgemeinInterne Nachfolge

Unternehmensnachfolge in Werkstätten

Bei vielen Werkstätten sind die Inhaber und Inhaberinnen in dem Alter sich Gedanken über die Nachfolge zu machen. Gehören Sie auch dazu?
Schon lange ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Tochter oder Sohn den elterlichen Betrieb übernehmen. Aber selbst wenn das der Fall ist, gilt es sich aktiv und frühzeitig um eine geregelte Unternehmensübernahme zu kümmern. Viele Details müssen dann geregelt werden: Wer hat wie wann das Sagen? Wie werden die Eigentumsverhältnisse geregelt und wie lange arbeiten die beiden Generationen parallel? Denn auch wenn durch die tägliche Zusammenarbeit viele Dinge zur Routine werden; es gibt ständig neue Anforderungen und die Palette der gesetzlichen und rechtlichen Vorgaben muss immer aktuell sein. Da gibt es einiges zu beachten.

Wenn keine Kinder für die Nachfolge bereitstehen, wird es meist noch komplexer. Entweder man entscheidet sich – meist schweren Herzens – das Unternehmen komplett zu schließen und muss sich dann um die Abwicklung und möglicherweise den Verkauf der Immobilie kümmern. Oder die Suche nach einem geeigneten Käufer startet. Das ist meist eine der schwierigsten Aufgaben. Vieles muss passen und der Übergabeprozess muss sehr gut vorbereitet sein.

Kfz-Werkstatt Übergabe/Übernahme

Werkstattinhaber, die nach vielen Jahren in ihrem Beruf ihren wohlverdienten Ruhestand antreten möchten, können diese zum Kauf anbieten. Gibt es keine Nachfolger in der Familie, bietet das Übernahme-/Übergabe-Verfahren eine gute Möglichkeit, die gesamte Werkstatt samt Ausstattung und Arbeitsmaterialien zu veräußern. Wichtig: Was Sie dafür brauchen ist vor allem Zeit. Um einen angemessenen Preis zu erzielen, sollten Sie einige Jahre vor Ihrem Ruhestand damit starten, nach einem Käufer Ausschau zu halten.

Denn: Sie müssen nicht nur einen Kandidaten finden, der Interesse an einem Kauf zu einem ordentlichen Preis hat, sondern auch einen Kandidaten, der zu Ihnen passt.

Schließlich ist der Verkauf der Werkstatt für beide Seiten dann am erfolgversprechendsten, wenn Käufer und Verkäufer gut miteinander klarkommen und im Idealfall einige Zeit gemeinsam Arbeiten, so dass die Kunden – ein wesentlicher Wert des Unternehmens – übergeben werden können. Eine feste Regelung, wie lange die Zeit sein muss, die gemeinsam in der Werkstatt gearbeitet wird, gibt es nicht. Gut ist es vor allem für den Käufer, wenn der Verkäufer noch ein halbes Jahr im Unternehmen verbleibt, um die Übergabe gut abzuschließen.  

Für einen geeigneten Käufer/Interessenten bietet die Übernahme relevante Vorteile. Da häufig ein fester Kundenstamm besteht, kann dieser direkt mit übernommen werden. Zusätzlich ist es für Existenzgründer wichtig, schnell in den Alltag als Selbstständiger reinzukommen. Auch bestehende Verträge mit Großhändlern oder evtl. mit Werkstatt-Konzepten können den Start sehr gut unterstützen. Wer also künftig sein eigener Chef sein will, der macht sich selbst den Start deutlich einfacher, wenn er eine bestehende und funktionierende Werkstatt übernimmt und nicht neu gründet.

Käufer und Verkäufer bekommen Unterstützung und Beratung bei unterschiedlichen Anlaufstellen: Als erste Anlaufpunkte seien an dieser Stelle die Handwerkskammern und die Innungen genannt, die bei Verkauf und Kauf, wie auch bei Familieninterner Übernahme unterstützen.

Vom Vater zum Sohn, von der Mutter zur Tochter: Familieninterne Nachfolge in der Werkstatt

Früher war es das Idealbild eines jeden Unternehmers und früher hatten die Kinder auch nicht wirklich eine Wahl: Es war klar, dass sie den elterlichen Betrieb übernehmen. Glücklicherweise ist das heute nicht mehr so, allerdings erschwert die Wahlfreiheit auch einiges im familieninternen Übernahmeprozess.

Die Fragen, die schon vor dem Gedanken an eine Übernahme gestellt werden sollten sind:

  1. Wollen Sie für Ihre Kinder die Selbstständigkeit?
  2. Wollen Ihre Kinder selbstständig sein?
  3. Und: Wollen Ihre Kinder in diesem Bereich selbstständig sein?

Denn nicht nur das Berufsbild muss übereinstimmen, sondern auch der Wunsch dieses selbstständig durchzuführen. Denn das, wer wüsste das besser als Sie, ist nicht jedermanns Sache.

Wenn eine familieninterne Unternehmensübergabe ansteht ist das Wichtigste, dass beide Seiten das als anspruchsvolle Aufgabe begreifen. Vermeiden Sie unter allen Umständen, die Unternehmensübergabe so „nebenbei“ zu machen, denn die Erfahrung lehrt, dass das eine Menge Schwierigkeiten mit sich bringt.

Auch wenn eine familieninterne Übernahme ansteht, sollten Sie den Übergabe-Prozess drei bis fünf Jahre vor Übergabe anstoßen. Klären Sie mit Ihrem Nachfolger konkret Erwartungshaltungen – und zwar gegenseitig. Denn eine Übernahme, in der das Elternteil sein Lebenswerk an die Kinder übergibt, beinhaltet viele Punkte, an denen die Eltern-Kind-Beziehung leiden kann: Häufig fühlt sich die Elterngeneration überrumpelt, wenn der Junior mal vorprescht und es anders entscheidet, als es der Senior gemacht hätte.

Wichtig: Spielen Sie mit offenen Karten und nehmen Sie sich die Zeit, die Übergabe gemeinsam mit Ihrem Kind, konkret zu regeln. Folgende Dinge sollten dabei auf jeden Fall thematisiert und für beide nachvollziehbar geregelt werden:

  • Gesellschafteranteile
    (Wann wird welcher Anteil übertragen? Spielen Geschwister eine Rolle?)
  • Über Geld spricht man! Gehalt (beider Parteien)
  • Transparenz der Zahlen – ab wann hat wer Zugriff auf welche Zahlen?
  • Entscheidungsbefugnisse: Wer darf was entscheiden?
  • Mögliche Rentenansprüche/Gehaltsfortzahlungen für den Inhaber
  • Lieferanten- und Kundenkontakte
  • Zeitplan
    Das beinhaltet auch, dass Sie sich als Inhaber Gedanken über Ihren Ruhestand machen müssen: Denn wenn Sie bisher rundum die Uhr in Ihrem Unternehmen gearbeitet haben, wird es Ihnen nicht leicht fallen, sich aus dem Betrieb zurück zu ziehen. Das muss aber irgendwann passieren, so dass Sie sich frühzeitig Gedanken machen sollten, was danach folgt.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, von Anfang an einem konkreten Plan zu folgen, damit beide Parteien wissen, auf was sie sich einlassen: So kann beispielsweise der Nachfolger für ein Jahr als Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt werden um Prozesse, Mitarbeiter und Kunden kennenzulernen. Dann folgt ein weiteres Jahr, in dem gleichberechtigt entschieden wird. Im dritten Jahr, zieht sich der Senior zurück, steht aber als Berater – möglicherweise auch Teilzeit als operative Unterstützung, zur Verfügung.

Haben Sie solche Pläne, wissen alle Beteiligten, auf was sie sich einlassen und können sich darauf einstellen. Trotz des Plans, sollten Sie sich eine gewisse Flexibilität erlauben, wenn es der Betrieb verlangt. Wer kennt nicht die Familienunternehmen, in denen der „Alte“ auch im gesetzten Alter noch jeden Tag in den Betrieb kommt und dem „Jungen“ in die Entscheidungen reinquatscht. Ein konkreter Plan hilft genau dies zu vermeiden.
Jeder Werkstattinhaber, der seinen Betrieb an ein Kind übergibt, sollte sich einen festen Zeitplan machen, wann er sich zurückzieht. Denn der Nachfolger wird Fehler machen – das ist klar. Aber wenn er erfolgreicher Unternehmer werden will, führt daran kein Weg vorbei und dafür braucht er das Vertrauen seines Elternteils und die Rahmenbedingungen, Entscheidungen treffen zu können.

Bei Geld hört die Freundschaft auf, heißt es so oft; aber auch familiäre Beziehungen können darunter deutlich leiden, wenn es nicht klar geregelt wird. Beachten Sie auch, andere Kinder in den Prozess einzubeziehen, damit es keine Missstimmungen unter den Geschwistern gibt.

Qualität ist Mehrwert Tipp: Nehmen Sie die Unternehmensübergabe nicht auf die leichte Schulter. Unabhängig davon, an wen Sie übergeben: Es geht immer um Geld und auch um Emotionen, schließlich übergeben Sie einen Teil Ihres Lebenswerks. Bei der Handwerkskammer erhalten Sie sinnvolle Unterstützung und häufig auch Berater, die Ihnen bei wichtigen Fragen oder Konflikten zur Seite stehen.

Für die, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen gibt es zahlreiche Angebote bei der Handwerkskammer. Und auch alleine kann man die Dinge vorantreiben. Als Hilfestellung bietet sich dafür beispielsweise die „Landkarte Unternehmensnachfolge“ an, mit der man sich gemeinsam oder alleine den wichtigsten Fragen nähern kann: https://www.dienaechsten100.de/shop/.

Quelle: Qualität ist Mehrwert

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