Externe Nachfolge

Mittelstand stärken, statt Start-up zu gründen

Stephan Grund steht für eine neue Generationjunger, gut ausgebildeter Menschen, die einen (noch) alternativen Weg gehen: Sie bringen etablierte mittelständische Firmen mit ihrem Know-how voran. 

Text: Thomas Corrinth; Foto: OKM Detectors

Wie ein Start-up erfolgreich funktioniert, das weiß Stephan Grund aus eigener Erfahrung. Nach seinem BWL-Studium, zahlreichen Praktika und einem Job in einer renommierten Unternehmensberatung gründete er im Jahr 2016 zusammen mit einem Freund den Online-Cateringservice Caterwings. Als sie ihr „Baby“ drei Jahre später an eine globale Food-Gruppe verkaufen, hat es stolze 100 Mitarbeiter in fünf Ländern. „Das war eine spannende Zeit, in der ich viel gelernt habe. Nach dem Verkauf war mir jedoch klar: Ich möchte weiter Unternehmer sein, aber nicht mehr in einem Start-up. Mich interessierte stattdessen der Einstieg bei einem etablierten mittelständischen Unternehmen“, so Grund. 

Darum ist ein Management-Buy-in beim Mittelstand so attraktiv

Ein Management-Buy-in bei einem Mittelständler ist für den heute 32-Jährigen aus vielen Gründen attraktiver als der klassische Weg über die eigene Unternehmensgründung. „Es gibt zahlreiche hochprofitable Mittelständler mit nachhaltigen Geschäftsmodellen, die Nachfolger suchen. Wenn man dort als Young Professional einsteigt, muss man nicht bei null anfangen wie bei einem Start-up“, erläutert er. Auch die Kapitalbeschaffung für den deutschen Mittelstand sei derzeit sehr günstig. „Zudem gibt es bisher kaum Wettbewerber, die diesen Weg gehen. Die meisten Young Professionals wollen lieber ein Start-up gründen. Dabei ist dort der Kampf um die besten Mitarbeiter, Ideen und auch um Venture Capital sehr hart.“ 

Einen weiteren Vorteil sieht Stephan Grund in der Bereitstellung seines Know-hows in digitalem Vertrieb und Marketing. Denn viele, auch etablierte Mittelständler haben in puncto Digitalisierung noch viel Luft nach oben – und können dort von jungen, gut ausgebildeten Nachwuchskräften viel lernen. Und auch wirtschaftlich gesehen gibt es gute Gründe für einen solchen Management-Buy-in: „Das persönliche Risk-Return-Profil ist besser als bei einem Start-up. So ist z.B. der Leverage-Effekt beim Mittelstand durch die solide Bankfinanzierung besser. Und man darf nicht vergessen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Start-up auch wirklich erfolgreich wird, sehr gering ist.“ 

Die Schatzsuche endet bei einem mittelständischen Schatzsucher 

Überzeugt von diesen ganzen Pluspunkten, machte sich Stephan Grund im Jahr 2019 auf Schatzsuche – auf die Suche nach dem passenden mittelständischen Unternehmen. Dabei nutzte er spezielle Portale, wie etwa die Deutsche Unternehmerbörse, und bekam auch Unterstützung von verschiedenen M&A-Beratern. Bestimmte Kriterien sollte das Wunsch-Unternehmen erfüllen, etwa: Unternehmenssitz in Deutschland, Umsätze mit zehn bis 15 Prozent EBITDA-Marge, einem vorab definierten Branchenspektrum zugehörig. 

Ziemlich schnell kristallisierte sich ein Favorit heraus: die OKM GmbH. Der Mittelständler mit Sitz im thüringischen Altenburg entwickelt und produziert seit mehr als 20 Jahren innovative und besonders leistungsstarke Messgeräte wie z.B. Metalldetektoren und Bodenscanner, die „Schätze“ in bis zu 20 Metern Tiefe entdecken können. Das Geschäft mit der „Schatzsuche“ – ob professionell oder hobbymäßig – boomt weltweit. In dieser Nische ist OKM internationaler Marktführer, nur ein Bruchteil des Umsatzes wird dabei in Deutschland gemacht. Seit rund einem Jahr ist Stephan Grund nun geschäftsführender Gesellschafter. „Die Übergabe durch den Altgesellschafter hat sehr gut funktioniert. Alle Mitarbeiter von OKM haben bei diesem Prozess an einem Strang gezogen, weil auch sie ein Interesse daran haben, dass sich das Unternehmen weiterentwickelt.“ Weiterentwickeln bedeutet in dem Fall vor allem, dass Stephan Grund die Digitalisierung in der Firma vorantreibt, z.B. durch effektive Google- und Social-Media-Werbung, eine Optimierung des Online-Auftritts inklusive Zahlungssystemen oder das Aufsetzen eines CRM-Systems – um nur einige neue Maßnahmen zu nennen. „In Produktion und Entwicklung, wo das Unternehmen schon vorher sehr gut war, bin ich kaum involviert. Aber da, wo ich stark bin, im digitalen Vertrieb und Marketing, gebe ich Gas. OKM wird so wirtschaftlich weiter nach vorne gebracht, Arbeitsplätze sollen gesichert und ausgebaut werden“, erklärt Stephan Grund. 

Das Lebenswerk des Gründers auf das nächste Level heben 

„Die neue Herausforderung macht mir wahnsinnig viel Spaß und ich freue mich auf die nächsten Jahre bei OKM“, sagt er. In seinem Bekanntenkreis gibt es einige junge Menschen, die einen ähnlichen Weg gegangen und bei einem soliden mittelständischen Unternehmen eingestiegen sind. „Ich bin der festen Überzeugung, dass in den nächsten Jahren immer mehr Young Professionals das Potenzial von Mittelständlern erkennen werden und diesen Weg wählen. Und auch für die Unternehmen, die Nachfolger suchen, ist das eine großartige Chance, mit jungen motivierten Menschen das Lebenswerk des Gründers auf das nächste Level zu heben.“ 

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