Trotz der zunehmenden Bedeutung von künstlicher Intelligenz (KI) konzentrieren sich viele inhabergeführte Firmen lieber auf ihre bestehenden Kompetenzen in anderen Bereichen. Dabei kann gerade die Verzahnung von KI mit menschlicher Expertise neue Wettbewerbsvorteile ermöglichen.
Text: Prof. Dr. Ulrich Lichtenthaler Foto: Bart van de Voort
Das COVID-19-Krisenmanagement ist in den meisten Unternehmen auf den Weg gebracht, auch wenn regelmäßig noch Anpassungen daran vorzunehmen sind. In vielen Firmen haben sich dadurch auch die Digitalisierung einzelner Prozesse sowie die Nutzung verschiedener digitaler Tools wie Video-Konferenzen verstärkt. Dabei handelt es sich aber nur um die Grundlagen für eine echte digitale Transformation der Unternehmen, sodass es keinen Grund gibt, sich jetzt zurückzulehnen. Vielmehr ist die nächste Runde des Wandels mit einer deutlich stärkeren KI-Nutzung in Form von intelligenten Algorithmen und komplexer Datenanalytik bereits in vollem Gang. KI umfasst verschiedene Technologiefelder, wobei in den letzten Jahren vor allem das maschinelle Lernen große öffentliche Aufmerksamkeit erhalten hat.
Kaum Alternativen zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI)
Tatsächlich sind wir bereits täglich mit vielen KI-Anwendungen in Kontakt. Als einfache Beispiele sind Textvorschläge beim Verfassen von Nachrichten auf dem Smartphone oder die Interaktion mit Chatbots im Kundenservice zu nennen. Außer einigen Pionieren fragen sich aktuell jedoch viele inhabergeführte Firmen, ob dieser nächste Schritt der Digitalisierung jetzt schon wirklich nötig ist – gerade weil die Corona-Krise noch nicht ausgestanden ist. Viele Unternehmen möchten sich lieber auf ihre über Jahrzehnte aufgebauten Kernkompetenzen verlassen, z.B. herausragende Ingenieursfähigkeiten im Maschinenbau. Auch wenn ein solcher Rückzug in die Komfortzone ein nachvollziehbarer Wunsch ist, stellt dies aktuell in aller Regel den falschen Weg dar.
In vielen Firmen hat sich durch COVID 19 die Digitalisierung der Prozesse verstärkt
Tatsächlich sind wir bereits täglich mit vielen KI-Anwendungen in Kontakt. Als einfache Beispiele sind Textvorschläge beim Verfassen von Nachrichten auf dem Smartphone oder die Interaktion mit Chatbots im Kundenservice zu nennen. Außer einigen Pionieren fragen sich aktuell jedoch viele inhabergeführte Firmen, ob dieser nächste Schritt der Digitalisierung jetzt schon wirklich nötig ist – gerade weil die Corona-Krise noch nicht ausgestanden ist. Viele Unternehmen möchten sich lieber auf ihre über Jahrzehnte aufgebauten Kernkompetenzen verlassen, z.B. herausragende Ingenieursfähigkeiten im Maschinenbau. Auch wenn ein solcher Rückzug in die Komfortzone ein nachvollziehbarer Wunsch ist, stellt dies aktuell in aller Regel den falschen Weg dar.
So hat mir der Geschäftsführer eines mittelständischen Maschinenbau-Unternehmens noch vor einigen Jahren gesagt: „Wir brauchen uns keine großen Gedanken über Digitalisierung zu machen. Mit unseren spezialisierten Produkten sind wir auf Jahre hinaus sehr gut aufgestellt.“ Mittlerweile wird dieses Unternehmen ebenso wie viele andere auch jedoch aktiv von seinen Kunden nach der künftigen Weiterentwicklung der Produkte gefragt, um die Anschlussfähigkeit an digitale Plattformen sowie die Nutzung von Datenanalytik und KI zu ermöglichen. Wenn sich Firmen also nicht jetzt fit machen für einen zunehmend intelligenzbasierten Wettbewerb, werden sie schon in naher Zukunft Probleme mit dem Absatz ihrer bisherigen Produkte haben – unabhängig davon, wie gut diese nach klassischen technischen Qualitätskriterien sein mögen.
Trotz guter Absichten begrenzter Mehrwert
Dabei können viele inhabergeführte Unternehmen durchaus selbstbewusst, wenn auch nicht übermütig die nächste Stufe des digitalen Wandels angehen. Viele dieser Firmen haben in ihrer Geschichte bereits mehrfach neue Möglichkeiten der Automatisierung und Informationstechnologie erfolgreich in ihre Geschäftsaktivitäten integriert. Daher überrascht es, dass laut einer 2019 durchgeführten repräsentativen Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie nur 5,8 Prozent der deutschen Unternehmen KI nutzen. Allerdings steigt die Anzahl der KI-Anwender momentan deutlich, wenn auch von niedrigem Niveau. In guter Absicht beginnen viele Firmen, mit einzelnen KI-Anwendungen zu experimentieren.
Dabei können viele inhabergeführte Unternehmen durchaus selbstbewusst, wenn auch nicht übermütig die nächste Stufe des digitalen Wandels angehen. Viele dieser Firmen haben in ihrer Geschichte bereits mehrfach neue Möglichkeiten der Automatisierung und Informationstechnologie erfolgreich in ihre Geschäftsaktivitäten integriert. Daher überrascht es, dass laut einer 2019 durchgeführten repräsentativen Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie nur 5,8 Prozent der deutschen Unternehmen KI nutzen. Allerdings steigt die Anzahl der KI-Anwender momentan deutlich, wenn auch von niedrigem Niveau. In guter Absicht beginnen viele Firmen, mit einzelnen KI-Anwendungen zu experimentieren. Die Überlegung, erst einmal im Kleinen anzufangen, ist an sich richtig. Allerdings schränkt der Wunsch, sich weiterhin auf die Kompetenzen zu konzentrieren, die das eigene Unternehmen in der Vergangenheit erfolgreich gemacht haben, die Möglichkeiten der erfolgreichen KI-Nutzung meist stark ein. Viele Firmen konzentrieren sich auf relativ isolierte KI-Lösungen zur Optimierung bestehender Prozesse. Indem teilweise auch menschliche Tätigkeiten ersetzt werden, können gewisse Effizienzsteigerungen erreicht werden. Ansonsten ändert sich jedoch wenig bis nichts. Dies zeigt sich auch am zusätzlichen Ergebnis der oben genannten Studie, dass nur 0,7 Prozent der Unternehmen – also zwölf Prozent der KI-Nutzer – ein stark auf KI basierendes Geschäftsmodell verfolgen. Aufgrund einer solch isolierten Nutzung von KI-Lösungen ist ihr Mehrwert zwar wichtig, oft jedoch begrenzt.
Mit integrierter Intelligenz zu neuen Kernkompetenzen
Zahlreiche KI-Anwendungen werden aktuell weiter standardisiert, sodass zeitnah viele Wettbewerber ähnliche Anwendungen nutzen werden. Um also auch bei KI einen entscheidenden Schritt voraus zu sein, sollten Unternehmen unbedingt weiterdenken – nicht als Ersatz, sondern in Ergänzung ihrer bisherigen KI-Aktivitäten. Unsere Kooperationen mit UnternehmerInnen, Start-ups und dem Mittelstand am Entrepreneurship-Institut der ISM haben gezeigt, wie man mit überschaubarem Aufwand in einem einzigen Workshop zu wichtigen ersten Impulsen kommen kann. Dabei sollte es nicht nur um die Automatisierung von Arbeitsplätzen durch alleinstehende KI-Anwendungen gehen, sondern um neue Wettbewerbsvorteile durch das Zusammenspiel von menschlicher Expertise und Kompetenz mit KI und Datenanalytik. In meinem aktuellen Buch Integrierte Intelligenz erläutere ich einen zehn Schritte umfassenden Prozess, mit dem Firmen neue Möglichkeiten an der Schnittstelle von KI mit ihren bestehenden Kompetenzen identifizieren können.
So können ausgehend von relevanten technologischen Trends attraktive Anwendungsbereiche abgeleitet werden, die ganz neue Lösungen ermöglichen – vom Einkauf und der Logistik über die Produktion und Wartung bis hin zu intelligenten Produkten und Dienstleistungen für Kunden. Ein Beispiel hierfür bildet das Metall verarbeitende mittelständische Unternehmen C.E. Schneckenflügel GmbH, das mithilfe von KI und anderen digitalen Technologien nicht nur den Produktionsprozess optimiert, sondern auch seinen Umsatz deutlich gesteigert hat. Wenn Unternehmen KI-Anwendungen eng mit der einzigartigen Expertise ihrer MitarbeiterInnen verzahnen, können diese Lösungen nur schwer von Wettbewerbern nachgeahmt werden. Nicht jedes Unternehmen muss zum Entwickler von KI-Anwendungen werden. Vielmehr sollten Firmen ihre bisherigen Kernkompetenzen nutzen und für die Zukunft zielgerichtet erweitern. Dann können sie trotz Corona-Krise positiv dem intelligenzbasierten Wettbewerb der Zukunft entgegensehen.
Zum Autor:
Prof. Dr. Ulrich Lichtenthaler ist Professor für Management und Entrepreneurship an der International School of Management (ISM) in Köln. Als Experte wird er regelmäßig als Keynote-Speaker, Executive Coach und freiberuflicher Berater zu Innovation, digitaler Transformation, künstlicher Intelligenz und neuen Geschäftsmodellen gebucht.
Kürzlich ist sein neues Buch Integrierte Intelligenz: Wettbewerbsvorteile erzielen durch die Kombination menschlicher und künstlicher Intelligenz auf Deutsch und Englisch erschienen. Weitere Informationen dazu auf https://www.ulrichlichtenthaler.com/.