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Von Krach und Pech

Konflikte in deutschen Familienunternehmen: Die Warnungen und Empfehlungen, die Experten für Firmennachfolgen innerhalb der Familie aussprechen, haben durchaus ihren Sinn. Bleiben sie unberücksichtigt oder werden nur teilweise beherzigt, kann es heikel werden. Fünf Fälle zeigen es. 

Text: Andrea Nartens; Foto: BillionPhotos.com – stock.adobe.com

Bahlsen

Der Keks- und Salzgebäckhersteller Bahlsen mit Sitz in Hannover tat sich in den 1990er-Jahren immer wieder mit Nachrichten über Fehden im Familienkreis hervor: Bruder gegen Bruder und gegen einen Cousin. Erst eine Aufteilung des Geschäfts brachte schließlich Frieden. Vetter Hermann Bahlsen erhielt 1996 eine Abfindung, das Amerika-Geschäft und einige Immobilien. Das Unternehmen selbst wurde drei Jahre später in süße und deftige Backwaren aufgespalten. Diese Firmen wurden getrennt voneinander jeweils von den Brüdern Werner Michael Bahlsen und Lorenz Bahlsen geführt. Damit kehrte im Unternehmen wieder Ruhe ein. 

Geobra Brandstätter

Als der Vater der Playmobil-Figuren Horst Brandstätter im Juni 2015 im Alter von 81 Jahren verstarb, kam es in seinem Unternehmern Geobra Brandstätter vorübergehend zu einer Führungskrise. Brandstätter hatte die Firma zwar noch vor seinem Tod in eine Stiftung überführt, die von einem dreiköpfigen Vorstand geleitet und einem übergeordneten Firmenbeirat kontrolliert wurde. Da die Vorstandsmitglieder aber gleichberechtigt waren, sei das Unternehmen zeitweise gelähmt worden, wie 2015 die Nachrichtenagentur dpa berichtete. Ein Problem war es wohl auch, dass Führungskräfte nach jahrzehntelanger Arbeit mit dem Patriarchen Horst Brandstätter an der Spitze nicht daran gewöhnt waren, eigenverantwortlich zu handeln.

Haribo

Haribo steht bekanntlich für „Hans Riegel Bonn“. Der Konzern, der die Gummibärchen erfunden hat, ist aber unter der Führung von zwei Brüdern groß geworden: Hans Riegel und Paul Riegel. Hans Riegel hatte keine Kinder, die Frage nach seiner Nachfolge blieb über Jahrzehnte hinweg ungeklärt. Der ältere Bruder Paul verstarb 2009; der damals über 80-jährige Hans Riegel hegte den Plan, eine österreichische gemeinnützige Stiftung für die Unternehmensnachfolge einzusetzen. Dies führte zum Streit in der Familie. Doch eine Lösung wurde gefunden: Nach dem Tod von Hans Riegel ging sein 50-prozentiger Anteil auf die Stiftung über, die unternehmerische Führung blieb aber in der Hand der Familie. 

Schubert Unternehmensgruppe 

Für Kirsten Schubert stand früh fest, dass sie eines Tages die Nachfolge ihres Vaters Christoph Schubert antreten wollte. Dieser hatte 1967 einen Gebäudedienstleister mit Sitz in Düsseldorf, die spätere Schubert Unternehmensgruppe, gegründet. 2008 übertrug Christoph Schubert jeweils 45 Prozent der Anteile seinen beiden Töchtern. 99 Prozent der Stimmrechte verblieben beim Firmengründer. Seine Nachfolge regelte Christoph Schubert per Testament. Im August 2010 verstarb er völlig unerwartet. In seinem Letzten Willen hatte Schubert eine Dauertestamentsvollstreckung über 30 Jahre für seinen Steuerberater festgelegt. Für den Fall, dass seine Töchter damit nicht einverstanden sein sollten, war als Variante nur der Verkauf vorgesehen. 

Wie sich herausstellte, hatte sich der findige Steuerberater von Paragraf 181 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) befreien lassen, der sogenannte „Insichgeschäfte“, also Rechtsgeschäfte mit sich selbst, verbietet. Das hätte bedeutet, dass sämtliche Aufträge in allen Steuersachen automatisch an sein Büro gegangen wären. Noch viel schlimmer: Mit dem Testament gingen die im Gesellschaftervertrag festgeschriebenen 99 Prozent der Stimmrechte des Vaters auf den Dauertestamentsvollstrecker über. Kirsten Schubert hätte damit keine Entscheidungen mehr treffen können. Im Jahr 2011 ging die Schubert Unternehmensgruppe an die Wisag Facility Service Holding GmbH in Frankfurt am Main. 

Unternehmensgruppe Fischer 

Die Unternehmensgruppe Fischer ist vor allem durch den Fischer-Dübel bekannt geworden. Im November 2011 hatte Inhaber Klaus Fischer noch öffentlich verkündet, Schwierigkeiten mit dem Loslassen habe er nicht. Der damals 61-Jährige hatte die operative Führung wenige Monate zuvor seinem Sohn Jörg überlassen. Im Frühjahr 2012 war der eingeleitete Generationswechsel schon wieder Geschichte. „Wir haben in den vergangenen Wochen feststellen müssen, dass unsere Vorstellungen im Hinblick auf Ausrichtung und Führung des Unternehmens gravierend unterschiedlich sind“, sagte Fischer senior damals. Sohn Jörg strich die Segel. Im Mai 2017 fand Klaus Fischer nach langer Suche einen Nachfolger – außerhalb der Familie. 


Hermann & ich – GOLDRICHTIG mit Saskia Stella Gleitsman‪n

In der heutigen Folge spricht Lena Schaumann mit Saskia Stella Gleitsmann, die als jüngstes Familienmitglied die Nachfolge in 4. Generation antritt.

Wie sie gemeinsam mit einem neutralen Geschäftsführer das Unternehmen leitet, erfahren Sie in Folge #11 GOLDRICHTIG.

Hier geht es zum Podcast:


Champions im Champignon-Business

In Westdeutschland bereits marktführend, expandierte der Champignon-Zuchtbetrieb von Familie Deckers aus Geldern vor einigen Jahren im südhessischen Bürstadt. Gründer Hans Deckers übertrug seinen Söhnen bei diesem Prozess maßgebliche Verantwortlichkeiten, um auch die Nachfolge schrittweise weiter auszubauen. Die Gesamtfinanzierung stemmte Deckers mit Mezzanine-Kapital der VR Equitypartner, einer der führenden Eigenkapital-Finanzierer für den Mittelstand mit 50 Jahren Erfahrung.  

Text: Thomas Corrinth; Fotos: VR Equitypartner

Schmackhaft, gesund – und sehr anspruchsvoll in der Bewirtschaftung: Rund 400 Tonnen frische Champignons wöchentlich züchtet und vertreibt die Unternehmensgruppe Deckers im kontrollierten Anbau und ohne jegliche Gentechnik. Um den hohen Qualitätsansprüchen des belieferten Einzelhandels zu genügen, muss der Familienbetrieb dabei strengste Vorgaben einhalten und möglichst kurze Lieferketten garantieren. Im Jahr 2013 entschied man sich daher, neben der großen Zentrale im niederrheinischen Geldern einen zweiten modernen Standort im südhessischen Bürstadt zu eröffnen. Mit diesem Wachstumsschritt hat Unternehmensgründer Hans Deckers gleichzeitig auch die Nachfolgeregelung weiter umgesetzt: Fortan übernahmen die beiden Söhne Marco und Patrick Deckers als Geschäftsführer und Gesellschafter von neu gegründeten Tochtergesellschaften die Verantwortung für diesen Wachstumssprung.  

Vision in Eigenregie umsetzen dank Mezzanine-Finanzierung 

„Da wir unser Eigenkapital immer wieder in den Ausbau des eigenen Betriebs investiert haben, benötigten wir für diese große Expansion zusätzliches Eigenkapital. Der Einstieg eines Konzerns kam für uns allerdings nicht infrage, denn wir wollten unsere Unabhängigkeit als Familienbetrieb auf jeden Fall behalten“, erinnert sich Hans Deckers. VR Equitypartner bot der Deckers-Familie daraufhin nach genauer Situationsanalyse eine passende Lösung an – eine Mezzanine-Finanzierung. „Das Konzept der Deckers Unternehmensgruppe, bei dem Wachstum mit Nachfolge intelligent verknüpft wird, hat uns überzeugt. Zudem passt das nachhaltige Geschäftsmodell der Deckers sehr gut zu unserer eigenen Philosophie“, sagt Hedwig Holkenbrink, die betreuende Investmentdirektorin bei VR Equitypartner. Die genossenschaftlich organisierte Beteiligungsgesellschaft versteht sich laut Geschäftsführer Christian Futterlieb als Mittelstandsfinanzierer: „Im Gegensatz zu Private-Equity-Fonds können wir die komplette Klaviatur der Eigenkapitalfinanzierung bespielen. Über die DZ Bank als unserem Gesellschafter sind wir 100 Prozent refinanziert und haben alle Flexibilität in der Auswahl des Eigenkapitals.“ Hans Deckers und seine Söhne konnten mit dem Mezzanine-Kapital ihre Vision in Eigenregie realisieren. „VR Equitypartner hat uns keine Auflagen bei der operativen Umsetzung gemacht, man hat uns großes Vertrauen entgegengebracht“, sagt Hans Deckers. Den persönlichen Kontakt schätzt auch Sohn Marco Deckers: „Unsere Kommunikation ist sehr partnerschaftlich, auf Augenhöhe mit unternehmerischem Denken. VR Equitypartner ist daher wie ein Sparringspartner für uns.“ 

Wachstumsstrategie ist großer Erfolg – weitere Zukunftspläne 

Mittlerweile 100 Tonnen Champignons wöchentlich werden allein vom Standort Bürstadt aus vertrieben, rund 100 Mitarbeiter sind dort fest angestellt – Tendenz steigend. Flächenmäßig stößt man bereits an die Kapazitätsgrenzen. Der Verbraucherwunsch nach frischen, gesunden Pilzen aus nachhaltiger Produktion scheint weiter zu steigen. Die Deckers-Familie sucht im Umfeld daher schon nach weiteren landwirtschaftlichen Flächen. Und auch in puncto Automatisierung denkt man weiter: Marco Deckers testet derzeit innovative Verfahren mit abgewinkelten Kulturbeeten, um die Ernte noch effizienter und auch ergonomischer für die Mitarbeiter zu machen. In der Praxis würde dies auch Umsatzzuwächse bedeuten, ohne dass Flächen oder Produkte erweitert werden müssen. Die drei Deckers-Männer haben noch einiges vor in Zukunft mit ihren beliebten Champignons und Hans Deckers weiß sein Lebenswerk schon jetzt in guten Händen. Und: Mit VR Equitypartner steht ihnen jederzeit ein vertrauensvoller und kapitalstarker Partner zur Seite.


Unternehmensverkauf in Corona-Zeiten!? Der Countdown läuft…

Nächsten Mittwoch (24.03.21) findet die Online-Veranstaltung statt! Nutzen Sie die Chance und seien Sie dabei!

Unser Vorstandsvorsitzender Steffen Bolz diskutiert mit weiteren Experten über die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf den Kauf bzw. Verkauf von Unternehmen. Die Online-Veranstaltung wird gemeinsam vom Peter Hertweck Forum, dem Deutschen Institut für Unternehmensnachfolge und der Stabwechsel GmbH durchgeführt.

Weitere Infos und die Anmeldung finden Sie unter www.nachfolge-expertenrunde.de


Hermann & ich – FRAUENPOWER mit Eva Valentina Kemp‪f‬

Heute stellt Lena Schaumann Ihnen die Nachfolgerin Eva Valentina Kempf vor. Nicht nur im Unternehmen sind Antriebs- und Energietechnik Programm, sondern auch sie selbst ist voller Power. Eines ihrer Ziele ist, die Frauenquote vor allem in Führungspositionen in ihrem Familienunternehmen Henkelhausen deutlich zu erhöhen.

Lassen Sie sich mitreißen in Folge #10 FRAUENPOWER mit Eva Valentina Kemp‪f‬!

Hier geht es zum Podcast:


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